Afrika
Im Winter 1997/1998 war ich zwei Mal für einige Wochen in Ostafrika unterwegs.
Beide Male mit «Kiliman» Kurt Hegglin (Kriens, LU). Kurt kam 1997 auf mich zu, um mich zu überreden, ihn nach Ostafrika zu begleiten. Er wollte eine Foto-/Dia-Reportage über seine kombinierte Bike-/Trekking-Tour zum Kilimanjaro in Tansania realisieren.
Ich habe ihn dann meinerseits dazu überredet, noch ein paar Publikum-wirksamere Themen mit an Bord zu nehmen, und zwar Safari, Badeferien, Unterwasseraufnahmen sowie eine abenteuerliche White-Water-River-Rafting-Tour auf dem weissen Nil – hoffentlich ohne Krokodile.
Wir besuchten also in zwei Reisen einige Wildlife-Parks in Kenya (Massai-Mara, Amboseli, Lake Bogoria, Lake Nakuru) & Tansania (Ngorongoro-Krater, Lake Manyara, Tarangire), ritten den weissen Nil in Uganda, radelten in 5 Tagen durch Massai-Gebiet rund um den Kilimanjaro, bestiegen anschliessend den heiligen Berg (fast 6000 m.ü.M.), besuchten Stone-Town in Sansibar – der arabischen Gewürzinsel aus 1001 Nacht – und entspannten uns noch gemütlich an einem der schönen Strände.
Das Ergebnis war eine unterhaltsame, live-moderierte Diashow in 80 Minuten, präsentiert mit rund 600 Dias als Erlebnisvortrag in 2 Teilen mit 4 Projektoren: «AFRIKA – Kenia, Tansania, Sansibar».
Damit ging ich ab 1999 schweizweit in 44 Städten auf Vortragstournee und brachte fast 4'500 Besuchern den schwarzen Kontinent näher.
Kleines grosses Abenteuer meinerseits am Rande:
Auf der 5-tägigen Velo-Tour durch das Massai-Gebiet rund um den Kilimanjaro, musste ich immer wieder mal anhalten und absteigen, um ein paar Fotos zu machen. Der Besenwagen, ein alter Land-Rover, mit dem uns einige lokale Crew-Mitglieder begleiteten, hatten die strikte Anweisung, nie den hintersten der Velofahrer zu überholen, sodass von den wertvollen Gästen (und besonders der Fotograf) nicht verloren gingen. Am dritten Tag jedoch, kurz vor dem nächsten Camp, hatten es die Helfer im Besenwagen wohl sehr eilig, das Camp aufzustellen und das Abendessen vorzubereiten, sodass ich bei meinen paar letzten Fotos des Tages trotzdem überholt und zurückgelassen wurde.
Leider lag das Camp an einem versteckten See, der auf der anderen Seite des nächsten Hügels lag und nicht direkt sichtbar war. Nach meinen Fotos wollte ich den anderen weiter folgen, aber die waren plötzlich alle weg…!
Nicht so schlimm, dachte ich, ich folge einfach den Velo-Spuren – wir waren ja die einzigen Verrückten, die mit dem Velo unterwegs waren. Tja - falsch gedacht! An der nächsten Weggabelung (da gab es ja nur natürliche Sand/Lehm-Strassen) bin ich dann den frischesten Velospuren gefolgt, rechts anstatt links abgebogen, voller Zuversicht einige km in die Pampa gefahren, mitten in ein junges Akazien-Wäldchen hinein, bis es einen tüchtigen Knall gab: ein Akazien-Dorn verliebte sich in meinen hinteren Pneu und durchstach den Schlauch – Endstation.
Was nun? Mittlerweile hatte ich auch schon den Verdacht, dass die anderen nicht hierlang gefahren waren, denn sonst hätte ich die sicher schon eingeholt. Plötzlich kam mir ein ca. 11-12 Jahre junger Massai-Bub auf seinem Velo entgegen! Der erschrak fürchterlich, viel buchstäblich vom Velo und guckte mich ungläubig mit weit aufgerissenen Augen an: what the f… – ein Mzungu, ein weisser «Alien» – mitten im Dschungel? Woher kam denn der? Und was machte der da? Wow – ich habe selten so grosse weisse Augen an einem kleinen Afrikaner gesehen…
Ich versuchte ihm mit den wenigen Brocken Suaheli, die ich bisher gelernt hatte, zu verstehen zu geben, dass ich nicht allein bin, dass noch andere wie ich irgendwo unterwegs seien und dass ich die nun suche. Die weissen Auguen wurden noch grösser... Dann fing er sich und gab mir zu verstehen, dass ich ihm folgen solle.
Wir schlugen uns zu Fuss, die Velos schiebend, etwa einen km durch den Akazienwald und dann weiter einen Hügel hoch bis zu einem typischen, massiv mit Akazienstauden umfriedeten Massai-Dorf mit verschiedenen runden Lehmhütten, einigen Ziegen, spielenden Kindern, alten Leuten und Kriegern mit Speeren. Die Aufregung war natürlich gross, als alle plötzlich bemerkten, dass der Bub einen Weissen im Schlepptau hatte – schliesslich sah ich aus, wie von einem anderen Stern: mit Helm über bärtigem, weissem Gesicht, neonfarbige enge Radlerhosen, darunter Krebsrote Beine.
Heimlich scannte ich schon mal das Dorf nach einem übergrossen Kochtopf ab, in dem ein Mensch Platz hätte – nur zur Sicherheit – und ich war froh, keinen solchen zu sehen. Man gab mir zu verstehen, dass ich mich hinsetzen und warten soll, während sich mitten auf dem Dorfplatz ein Kreis aus einigen Kriegern und alten Männern bildete. Während man sich beriet, was nun weiter mit mir geschehen soll, sah ich weit unten eine Staubwolke und davor den Besenwagen herumfahren. Yeah, meine Rettung ist in Sicht, jedoch zu weit weg, um zu rufen. Zum Glück habe ich immer, wenn ich Outdoor bin, meine Bären-Abschreck-Trillerpfeife mit dabei. Diese holte ich nun rasch hervor und blies so kräftig hinein, wie ich nur konnte. Meine Trommelfelle vibrierten, die Dörfler erschraken und der Besenwagen riss einen staubigen Vollstop – ich war gerettet…
Beim Abendessen hatte ich eine tolle Story zu erzählen und die Trillerpfeife ist bis heute mein wertvollstes Survival-Gadget.