Roland Bachofer

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Bonsai


Als ich 2003 am Konzept meiner Japan-Kultur-Abende «Welcome to Japan» arbeitete, wollte ich, in der Pause zwischen den beiden Teilen "Show on Stage" und "Multivionsshow", nebst dem Sushi-Buffet (für den Magen), auch noch etwas typisch Japanisches für die Augen präsentieren, das sich die Besucher noch als Zeitvertreib anschauen konnten: Kalligrafie und Bonsai.

So organisierte ich für die Erstaufführung im Volkshaus in Zürich eine kleine Auswahl an Kalligraphien von Frau Sanae Sakamoto sowie vom Bonsai-Zentrum Zulauf AG in Schinznach-Dorf (AG) ein paar schöne Bonsai, die uns Michael und Trix Rehmann sowie Serge Clemens (selig) persönlich vorbeibrachten.

Diese Bonsai hatten mich so unglaublich tief angesprochen, dass ich das in meiner Freizeit unbedingt auch machen wollte: mich mit den kleinen Bäumchen in der Schale zu beschäftigen. Und so fing ich damit an, kleine Pflänzchen auszugraben und die bei mir auf dem Balkon zu pflegen. Ab 2004 habe ich dann bei den Basler Bonsaianern mitgemacht – so konnte ich mehr dazu lernen, als alleine nur mit Literatur.

Was ist Bonsai?

Damals bestanden die Bonsai-Interessierten in der Region rund um Basel aus einer unabhängigen IG mit Zentrum in Pratteln bei Heinz Pfirter – dem ehemaligen VSB-Bonsai-Arbeitsgruppenleiter Basel – privat in seinem Kuromatsu-en Bonsai-Garten. Es gab monatliche Hocks im nahegelegenen Restaurant und ab und an traf man sich auch bei Heinz im Garten – zu einem gemeinsamen Arbeiten oder einem Workshop.

Leider wurde durch Heinz, vor allem am Hock, viel zu viel (und vor allem meist negativ) über die aktuelle Bonsai-Szene politisiert und deren Teilnehmer gelästert, was mit der Zeit echt nervte… Als Heinz mich 2010 fragte, ob ich die Leitung des 2009 neu gegründeten Vereins Moyogi Bonsaifreunde Dreiländereck Basel übernehmen wolle, hatte ich zugestimmt, aber unter der Voraussetzung, dass er mir nicht dreinredet und ich ein paar Dinge nach meinem Gusto ändern werde.

Das Erste, was ich dann änderte, war, dass ab sofort an den Hocks (und auch sonst) nicht mehr politisiert, sondern ausschliesslich über Bonsai geredet wird. Ausserdem fing ich damit an, regelmässig an Alle informative Emails zu schicken – z.B. vor dem Hock als Erinnerung und nach dem Hock als Info an die, die nicht teilnehmen konnten u.s.w. – damit man das Gefühl bekam, dass der Club lebt und dass was geht. Parallel dazu habe ich mir den Slogen: «Wir sind der Club – ohne Dich läuft’s nicht…!» erfunden und damit jeweils die Emails abgeschlossen. Der Spruch ist seitdem bis heute auf jedem Email zu lesen und hat sich damit auch schnell allen eingeprägt: denn ALLE Mitglieder sind ein Teil vom Ganzen – nicht nur der Leiter. Somit dürfen sich auch alle angesprochen fühlen und sich gerne aktiv einbringen, wenn man es kann und/oder möchte.

2013, am Tag des Aufbaus zur grossen Moyogi-Bonsai Ausstellung, kam es zum (bis heute nicht rational nachvollziehbaren) Eklat zwischen Heinz und dem Club (wegen einer falsch interpretierten Aussage eines freien Zeitungsjournalisten im PR-Text von Heinz zur aktuellen Ausstellung): Heinz hatte mich ohne Vorwarnung am Kragen gepackt, aus dem Kuspo ins Freie gezerrt und mich lautstark zusammengeschrien, ohne dass ich überhaupt wusste, worum es ging… Dann hat er behauptet, der ganze Club sei gegen ihn, er werde nicht mehr an der Ausstellung teilnehmen, hat uns alle vor Ort stehen gelassen und ist wortlos abgehauen… Das war für mich wie ein übler k.o.- Schlag in die Magengrube, sodass ich die Lust an Bonsai und dem Clubleben in nur 3 Sekunden(!) komplett verloren hatte. Für mich, der sich in dieser Sache so unglaublich engagierte, war damit Bonsai und alles, was damit zusammenhing, erledigt!

Ich wollte damals aus dem Verein austreten. Zum Glück haben mich einige Mitglieder am Sommer-Treff bei Caroline moralisch wieder aufgebaut und zurück auf Kurs gebracht – schliesslich kann ja keiner was dafür, dass Heinz sich vor der Ausstellung mir und uns allen gegenüber wie ein Assi benommen hatte…

Dank dem Eklat im Mai und der anschliessend miesen Stimmung im Club durch Heinz, sind immer öfters Stimmen laut geworden, die ein (von Heinz und seinem Garten) unabhängiges Clublokal gefordert hatten, wo man sich unter gleichgesinnten regelmässig zum Arbeiten an den Bäumen treffen und sich austauschen konnte. Unser damalig neuestes Mitglied Thomas Barth hatte uns informiert, dass im Erlenhof eine passende Lokalität frei wurde, und so beschlossen wir in Mehrheit 2014 an der Mitgliederversammlung (obwohl Heinz dazu extra noch einige Nein-Stimmer mobilisiert hatte), das finanzielle Risiko einzugehen, ein eigenes Clublokal zu haben und den Versuch zu wagen, damit weiter zusammen in die Zukunft zu gehen.

Und das hat uns bis zum heutigen Tag super gut getan: wir konnten so uns und unsere Bäume in rasantem Tempo stetig weiter entwickeln, was man schon nach ein paar Jahren (und natürlich auch bis heute) am Fortschritt der Bonsai ansah/ansieht.

Im Mai 2019 besuchten wir Dieter Reichensteins Kakteen-Paradies und konnten da als Mitbringsel gegen eine sehr kleine Gebühr auch ein paar überschüssige Kakteen mitnehmen. Das habe ich auch gemacht. Mehr dazu bei den Kakteen…

Mit der Zeit habe ich gelernt, dass die Pflege von Kakteen wesentlich einfacher ist, als die der Bonsai und dass die Kakteen dank «schlechter» Pflege (kaum Wasser) noch dazu viel williger blühten... So beschloss ich, über die nächsten paar Jahre all meine Bonsai zu verkaufen und verschenken – Hauptsache (jetzt wirklich) weg davon…

Mit der Zeit haben immer mehr Kakteen freiwillig oder unfreiwillig den Weg zu mir gefunden, sodass ich heute über 130 Kakteen giessen darf...

Im April 2023 überkam mich der Bonsai-Entzug und ich legte mir (aus reiner Sentimentalität) doch wieder «heimlich» einen Bonsai zu – eine Japanische Rotkiefer, pinus densiflora – im Bunjingi (Literaten-Stil).

Ich bin und bleibe jedoch vorerst weiterhin Mitglied im Bonsai-Club: als Leiter des Clublokals, Organisator der Hocks und Samstagsevents, Ehren-Mitglied im Vorstand und Email-Schreiber...

 

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